by Wolfgang Gründinger | |
Published on: Dec 19, 2005 | |
Topic: | |
Type: Opinions | |
https://www.tigweb.org/express/panorama/article.html?ContentID=6763 | |
Jugend globalisiert Wie sich Jugendliche beim weltgrößten Jugendnetzwerk TakingITGlobal gegen Armut einsetzen Das nasskalte Wetter war wohl das einzige, was nicht einladend wirkte, als sich im August knapp 600 junge Menschen im schottischen Stirling trafen. Aus jeder Ecke des Globus angereist, verband sie in ihrer ganzen Vielfalt doch ein Ziel: diesen Planeten ein kleines Stück besser zu machen. Knapp fünf Jahre war es her, da hatten die Staatschefs der Welt in ihren „Millenniumszielen“ beschlossen, die Armut bis 2015 zu halbieren. Bislang allerdings ist kaum etwas geschehen, so lautet die mutlos stimmende Bilanz. Mut aber fehlt den jungen Delegierten des dritten World Youth Congress ganz bestimmt nicht. „Ich werde zu unserem Präsidenten marschieren, und erst wieder gehen, wenn er die Millenniumsziele umgesetzt hat“, kündigte ein afrikanischer Delegierter an, überzeugt, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher. Das digitale Global Village Die Delegierten kennen sich, meist nur virtuell, aber manchmal auch schon face-to-face. Mindestens jeder dritte Delegierte ist Mitglied bei TakingITGlobal, dem weltgrößten internationalen Netzwerk junger Aktivisten. Binnen fünf Jahren ist die Community von TakingITGlobal auf über 100.000 Mitglieder angewachsen, durch moderne Kommunikationstechnologie in ihrer Schlagkraft vereint. Eines der Mitglieder ist Fabrizio aus Uruguay. Der 24jährige hatte schon als Kind reges Interesse daran, wie man Probleme in der Gesellschaft löst, und zeigt heute erst recht Courage im Kampf gegen Armut. Als einer von weltweit sechs „Youth Editors“ trägt er Ideen, Gedanken und Erfahrungen von jungen Aktivisten zusammen, steht ihnen bei ihrer Arbeit mir Rat und Tat zur Seite, und schiebt neue Projekte an. Nicht lange ist es her, da hat er erreicht, dass eine Schule in einem Dorf nahe seiner Heimat mit einer Bücherei und einem Computer ausgestattet wurde - eine kleine Revolution. Fabrizio ist nur einer von 100.000 internationalen Aktivisten. Von jedem Ort der Welt aus kann man sehen, was die Jugend bewegt: Was in ihren Köpfen vorgeht, und was sie mit ihren Händen anpacken, all das ist online nachzulesen. Auf der Millenniumsziele-Plattform (http://mdg.takingitglobal.org) bringt jeder ein, was er kann: Fabrizio berichtet von einer Podiumsdiskussion in Uruguay; Lewis aus Australien schreibt, wie Jugendliche das Thema Millenniumsziele per Road-Trip in die Hauptstadt Canberra getragen haben; Domenico aus Italien wirbt für seine Idee, seinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, zu Weihnachten soziale Initiativen in Drittweltländern zu unterstützen… So vielfältig sind die Tagebucheinträge. Erst auf den Homepages von TakingITGlobal erfährt man, wie viel eigentlich schon alles passiert, obwohl doch scheinbar kaum jemand weiß, was sich hinter den „Millenniumszielen“ verbirgt. Auch interaktive Features fehlen nicht, um Informationen über die Millenniumsziele zu verbreiten: mit Online-Kartenspielen oder mit E-Cards kann man spielerisch lernen, worum es bei den Millenniumszielen geht. Und ein Aktions-Handbuch zeigt ausführlich, wie man Projekte auf die Beine stellen kann. Schüler für die Eine Welt Ein solches Projekt hat Pascal gemeinsam mit seinem Team, allesamt Mitglieder von TakingITGlobal, aus der Taufe gehoben: Bei den „Schülertagen Eine Welt“ in Karlsruhe gehen rund tausend Schüler nicht in den normalen Unterricht, sondern liefern sich heiße Diskussionen, wie die Millenniumsziele zu erreichen sind. Und sie erfahren aus erster Hand, was Armut konkret heißt, wenn Altersgenossen aus Entwicklungsländern von ihrem Lebensalltag erzählen, und was sie tun, um ihn zu verändern. Lenny aus Tansania zum Beispiel. Der TakingITGlobal-Aktivist tourt durch halb Afrika, um über Aids, Verhütung und Sexualität aufzuklären – und rettet dadurch Leben. Be the Change Noch zehn Jahre bleiben, um die Millenniumsziele zu erfüllen. Zeit, die nicht tatenlos verstreichen darf. Fabrizio, Pascal, Lenny und alle Mitstreiter bei TakingITGlobal wissen: Die Jugend macht mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Daher wird es vor allem die Jugend sein, an der es liegt, ob die Armut aus dieser Welt verbannt werden kann. „Wenn wir den Wandel wollen“, sagt Pascal auf dem World Youth Congress in Schottland, „müssen wir selbst der Wandel sein.“ Jeder kann der Wandel sein, sich engagieren im Kampf gegen Armut: Schreiben an den Bundestags-Abgeordneten; Einsatz für fair gehandeltes Papier, faire Schokolade und fairen Kaffee an Schule, Uni und daheim; auf Ökostrom umsteigen statt Klimakatastrophe ausbaden; ein Whiteband am Handgelenk tragen als das globale Solidaritätssymbol für die Millenniumsziele. Es liegt an uns: Die Stimme erheben. Was Großes, Buntes, Lautes machen. Druck erzeugen. Selbst der Wandel sein. Von Wolfgang Gründinger « return. |