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Jugendvertreter bei der UN-Nachhaltigkeitskonferenz in New York Printable Version PRINTABLE VERSION
by Wolfgang Gründinger, Germany Oct 9, 2005
Poverty   Interviews
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Jugendvertreter bei der UN-Nachhaltigkeitskonferenz in New York Taking IT Global: Nadine, du warst Jugendvertreterin bei der 13. Sitzung der UN-Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD) im April 2005. Was ist denn diese Kommission genau?



Nadine Braun: Die jährlichen Treffen der Kommission haben ihren Ursprung in der 1992 beschlossenen Agenda 21, dem UN-Aktionsprogramm des Weltgipfels von Rio. Die Kommission soll die internationale Zusammenarbeit verbessern und den Fortschritt der Umsetzung der Agenda 21 auf der lokalen, nationalen, regionalen und internationalen Ebene überprüfen.



Ist die Jugend dort gut vertreten? Immerhin sind wir Jugendliche ja laut Agenda 21 eine besonders entscheidende Bevölkerungsgruppe.



Die CSD ist eine der wenigen UN-Kommissionen, in die Jugendliche und andere zivile Gesellschaftsvertreter (sog. Major Groups) direkt miteingebunden sind. Auf zwei Arten kann man als Jugendlicher an der Sitzung teilnehmen. Eine Möglichkeit ist die Anmeldung über eine Nichtregierungsorganisation (engl. NGO), die andere ist, Mitglied einer Regierungsdelegation zu sein. Seit einigen Jahren schon eröffnet die Bundesregierung diese Möglichkeit für NGOs in Deutschland.



Was waren die Themen der diesjährigen Konferenz?



Die Themen der diesjährigen CSD-13 waren Wasser, sanitäre Grundversorgung und menschliches Siedlungswesen. Wie geht man nun mit einem solch riesigen Themenkomplex um, auf einer Sitzung, die nur zwei Wochen dauert? Im Vorlauf der CSD gibt es jährlich kleinere Treffen und Konferenzen, während derer schon an den Schwerpunkten gearbeitet wird. Diese Ergebnisse werden mit in die CSD-Sitzung genommen, auf der man nun versucht, einen allgemeinen Konsens zu finden. Das sieht dann so aus, dass die Ländervertreter sich schon in groben Zügen innerhalb ihrer Interessensgemeinschaft, wie der EU oder den G77 + China, abgestimmt haben und nun versuchen, andere Ländervertreter und die ihnen angeschlossenen Staaten zu beeinflussen. Schon allein die Abstimmung innerhalb einer Interessensgemeinschaft wie den G77 + China ist äußerst schwierig, doch eine allgemeine Zustimmung möglichst aller Staaten zu finden, scheint manchmal unmöglich.



Wie mischt ihr als Jugenddelegierte mit?



Zweimal täglich setzen sich die Jugenddelegierten zusammen und beraten, wie sie ihre Redezeit vor dem Gremium am besten nutzen können, was gesagt werden muss, oder welches Land man am besten von Jugendvorschlägen überzeugen könne. Dabei sitzen die beiden deutschen Jugenddelegierten nicht alleine da, sondern finden sich mit insgesamt mehr als 40 Jugendlichen im sog. Youth Caucus zusammen. Der Youth Caucus ist der Arbeitskreis aller Jugendlichen, die an der CSD teilnehmen. Regelmäßig treffen sich während der zwei Wochen ca. 20 Jugendliche, von denen der Großteil aus der westlichen Welt stammt.



So scheint es manchmal sehr absurd über Probleme zu beratschlagen, die zwar jeden von uns betreffen, aber in anderen Teilen der Welt noch gravierender sind. Die Stimme von jungen Menschen, die uns von eigenen Erfahrungen aus diesen anderen Teilen der Welt berichten könnten, fehlt dann sehr. Ihre Teilnahme scheitert zumeist an den finanziellen Mitteln der NGOs, oder aber dem Unwillen der Staaten, Jugendliche in ihre Regierungsdelegation zu integrieren. Doch auch wenn viele Jugendliche nicht nach New York können, in Internetforen engagieren sie sich enorm für einen weltweiten Austausch zu Nachhaltigkeit und diskutieren intensiv Lösungsstrategien.



Wie hängen nun die Themen der UN-Nachhaltigkeitskommission mit den Millennium Development Goals (MDG) zusammen?


Die Herausforderungen, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten, sind enorm komplex. Es reicht nicht, mehr Schulen zu bauen und Lehrer einzustellen, wenn nicht die Wasserversorgung der Schulen und gleichzeitig - und genauso wichtig - auch die Abwasserentsorgung gewährleistet ist. Schlechte hygienische Bedingungen führen zu mehr Krankheiten unter den Schulkindern und wer krank ist, geht nicht zur Schule. Bei dem Bau von sanitären Einrichtungen wird dann oft nicht darauf geachtet, getrennte Räume für Mädchen und Jungen einzurichten, wodurch vor allem Mädchen oft einem hohen psychischen Druck mit dem Beginn ihrer Pubertät und den einsetzenden Menstruationsblutungen ausgesetzt sind. Ökologische Nachhaltigkeit wird unter Punkt sieben der Millenniums-Entwicklungsziele genannt. Während der CSD-Konferenz wurde aber deutlich, dass sich die Nachhaltigkeitsdiskussionen aber auch ihrerseits auf Punkte der MDG beziehen. Primarschulbildung und Gleichstellung der Geschlechter sind nur zwei Aspekte, die mit in die Auseinandersetzung um zukunftsfähige Entwicklung einfließen.



Habt ihr was erreicht? Wie wirksam ist euer Engagement?



Die Skepsis, ob man denn als Jugendvertreter, geschweige denn als einzelner engagierter Jugendlicher, überhaupt etwas ausrichten könne, ist allgegenwärtig. Als Jugendvertreter genießt man aber eine besondere Stellung innerhalb des Konferenzgeschehens. Negativ äußert sich diese, wenn man nicht ernst genommen wird. Doch positiv ist, dass man einen anderen, nicht so förmlichen Zugang zu anderen Konferenzteilnehmern aufbauen kann, gerade weil man jung ist. Die direkten und auf den Punkt gebrachten Beiträge des Youth Caucus innerhalb der Sitzungen sprechen oft Dinge an und drücken Forderungen aus, die sich Staatenvertreter aus diplomatischer Sicht nicht leisten können. Durch das Statement der Jugend werden aber Ideen in den Prozesseingebracht, die später in den Diskussionen der Ländervertreter wieder aufgegriffen werden können. Natürlich ist es schwierig, die vielen Meinungen und Ideen der Jugendlichen eines ganzes Landes zum Thema Nachhaltigkeit mit zu einer zweiwöchigen Konferenz zu nehmen. Da muss man sich zwangsläufig auf ein paar wenige Ideen konzentrieren, die aber von möglichst vielen Jugendlichen unterstützt werden. Doch die Wirksamkeit eurer Ideen und Aktionen ist vor Ort mindestens genauso wichtig, wie ihre Einbringung in die Konferenz in New York. Ohne das Engagement eines jeden einzelnen ist eine rein politische Gestaltung zukunftsfähiger Entwicklung nämlich ohne Bedeutung, da sie dann nur auf dem Papier existiert.







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